Der Chor wurde schon im Jahre 1862 als Teil des sog. Leser - Sänger Vereines in Blansko gegründet. Dieser Verein entstand als Reaktion auf einen zunehmenden Patriotismus der Region.
Die Entwicklung des Chores wurde dann in verschiedenen Epochen durch die jeweilige gesellschaftliche und politische Situation beinflusst.
Tausend Jahre nach der berühmten „byzantinischen Mission“ (am 5. Juli 863 kamen Brüder Konstantin (Kyrill) und Method in Großmähren an, eingeladen vom großmährischen Fürst Rastislav) wurde am Ende des Jahres 1862 der Leser-Sänger Verein gegründet. Die Ideale waren ähnlich wie schon Tausend Jahre zuvor: bessere Ausbildung und Slawische Gemeinsamkeit.
Unter den treibenden Mitgliedern des Vereins waren MUDr. Jindrich Wankel, der später zum „Vater der Archeologie“ im Mährischen Karst wurde, und der Direktor des Hüttenwerkes in Blansko Ignac Vondracek.
Schon im Jahre 1863 hatte der Verein 203 Mitglieder. Seit 1870 stabilisierte sich die Anzahl der Mitglieder auf 50 bis 60, und so ist es bis zum Anfang des ersten Weltkriges geblieben.
Inspiriert durch andere patriotische Vereine in Prag, strebte auch der Dirigent des Chores nach einem besonderen Symbol. Es ist ihnen gelungen, eine Fahne zu erwerben, die durch den berümten Prager Maler Josef Manes entworfen wurde. Manes war am Gymnasium ein Mitschüler von Wankel.
Die feierliche Einweihung der Fahne fand am 5. Juli 1864 in der Kirche in Sloup statt, und wurde zu einer besonderen nationalen Manifestation mit vielen Besuchern nicht nur aus Mähren, sondern auch aus Böhmen und der Slowakei.
Nach der Erfüllung seiner nationalen Berufung, nach dem die unabhängige Tschechoslowakei gegründed wurde, hat RASTISLAV seine Existenz beended und die Fahne wurde 1920 dem Landesmuseum in Brünn überlassen.
Diese Fahne ist die schönste von allen zehn Fahnen von Manes und sein einziges Werk in Mähren.
Die Fahne ist rechteckig, ihre Masse betragen 197 x 193 cm, sie ist aus Seide und goldenem und silbernem Lahnfaden, doppelseitig gestickt. Der Fahnenmast ist mit einigen Edelsteinen geschmückt und hat an seiner Spitze den sitzenden mährischen Adler mit ausgestreckten Flügeln.
Im Jahre 2000 liess RASTISLAV eine originalgetreue Replik der Fahne herstellen, weil sich das Original in einem trostlosem Zustand befand. Diese mühsame und hochpräzise Arbeit wurde durch die Firma Velebny und Söhne in Usti nad Orlici durchgeführt. Alle Interessenten können sie entweder bei Konzerten des Chores sehen oder in der Stadtbibliothek Blansko besichtigen.
Wie schon im Jahre 1864 fand die Einweihung der Replik in Sloup statt, unch auch diesmal nicht ohne größere Aufmerksamkeit zu erwecken. Unter Hunderten von Besuchern des Konzerts waren viele bedeutende Gäste und die Feier wurde durch das Tschechische Fernsehen aufgenommen. Die prasentierte Krönungsmesse von W.A.Mozart ist auf Videokassette erhältlich.
Die Ereignisse um die Gründung der Tschechoslowakei haben für kurze Zeit die kulturelle Seite des Vereins in den Hintergrund geschoben. Im Jahre 1926 wenden sich die ehamaligen Mitglieder RASTISLAV an Leos Janacek mit der Bitte, den gerade gegründeten Verein mit seinem Namen zu benennen. Auf seinen Rat entschieden sie sich am Ende für den Namem „Delnicky pevecky sbor“ (Gesankchor der Arbeiter), vorteilhaft bei der Beschaffung der finanziellen Mittel.
Der erste Dirigent war Dr. Zdenek Blazek, späterer Komponist. Der zweite war Josef Soupal.
Während der Besetzung war der Chor im 1940 zur Stille gezwungen.
Nach dem 2. Weltkrieg wird der Chor erneuert. Da beginnt auch eine vielversprechende Zusammenarbeit mit dem neuen Simphonieorchester der Stadt Blansko.
Im Februar 1948 wurden aber beide Vereine gelöst. Anstatt dessen gründet die Jugendorganisation einen Chor genannt „Mlady Dimitrovec“ (Junger Dimitrovec). Der Dirigent ist Jaroslav Zeman und als Musikbegleitung dient eine Ziehharmonika und eine Gitarre.
Im Jahre 1964 wurde der Mädchenteil gelöst. In gleichem Jahr wurde daher ein Männerchor gegründet, mit dem Namen „Muzsky pevecky sbor mesta Blanska“ (Männerchor der Stadt Blansko). Am Platz des Dirigenten blieb Jaroslav Zeman. Der Chor hatte 30 Mitglieder und sang schwerpunkmässig die Tschechischen Klassiker.
Dieser Chor hat viele Auszeichnungen gesammelt, sowohl in der Heimat als auch im Ausland (Österreich, Polen, Bulgarien, DDR, uam.)
Einige Mitglieder des Männerchores versuchen die Idee durchzusetzen, zu dem ursprunglichen Namem RASTISLAV zurückzukehren.
Dies geling, und bei den Bezirksfeierlichkeiten in Sloup am 30. August 1969 ist der Männerchor auf RASTISLAV umbenannt. Der neue RASTISLAV ist ein würdiger Träger der Tradition der Gesangqualität des vor mehr als hundert Jahren gegründeten Chores.
Nach Jaroslav Zeman übernimmt der Dirigent Prof. Karel Hradil den Chor, der gleichzeitig Dirigent des FOERSTER Chores aus Brno wird (Brünn).
Im 1970 bekommt der Chor wieder den weiblichen Teil und der volle Name heisst nun „Gemischter Chor Rastislav“ bei CKD Blansko (CKD – eine bedeutende Metallfabrik).
Prof. Karel Hradil hat das Repertoir des Chores wesentlich erweitert. Der Chor wurde dadurch ein Bestandteil des regionalen Kulturlebens. Steigende Qualität hat dem Chor auch das Tor ins Ausland geöffnet. RASTISLAV präsentiert die Werke der Tschechischen und Europäischen Meister in Konzerten in Österreich (Linzig, Bad Goisern, Linz), ehemalige DDR, Polen, Bulgarien und Ungarn.
Der Chor wurde zu einem aktiven Mitglied der „Union der Tschechischen Chöre“. Seit 1975 hat RASTISLAV regelmässig an dem Wettbewerb „Pisne pratelstvi“ (Lieder der Freundschaft) teilgenommen. Trotz seines politischen Kontextes wurde dieser Wettbewerb zu einem inoffiziellen Vergleich unter den Tschechischen Chören. RASTISLAV hat hier in den Jahren 1977 und 1979 die Bronze-, und 1982 sogar die Silbermedaille gewonnen.
Nach dem Tod von Prof. Karel Hradil übernahm PhDr. Jaroslav Dostalik den Dirigentenposten.
1984, nach dem Abschied von Dostalik, war für ein Jahr Bohuslav Navratil der Dirigent des Chores. Nach ihm wurde Tibor Varga zum ersten Dirigenten, und zum zweiten Dirigenten Jaroslav Martinasek. Im Jahre 1986 verlies Tibor Varga den Chor und Jaroslav Martinasek startete als Dirigent eine neue Epoche des Chores, die man als „Musik für die Seele“ charakterisieren kann.
Am 28. Dezember 1986 hat Rastislav zum ersten Mal die Weihnachtsmesse „Hej, Mistre“ von Jan Jakub Ryba präsentiert. Damit hat Dirigent Jaroslav Martinasek nicht nur die Tradition der Weihnachtskonzerte angefangen, sondern er markierte auch die Richtung der Entwicklung des Chores, der sich zunehmend mit Sakralmusik beschäftigen wollte.
Die Samtrevolution (1989) bringt dem Chor nicht nur die befreiung von Ideologien, sondern auch eine Reihe praktischer Probleme – Abschied von einigen Mitgliedern und finanzielle Unsicherheit.
Im Jahre 1994 sprang der bisherige Geldgeber CKD Blansko ab, und lies den Chor in Gefahr der Auflösung. Aber vor allem dank Jaroslav Martinasek findet der Chor gleich neue Räume für die Proben. J. Martinasek wird auch zum Chormanager und kümmert sich persönlich um die Suche nach Sponsoren und um die Veranstalltung der Konzerte.
RASTISLAV studiert vor allem Sakralwerke der Tschechischen und Europäischen Meister ein. Konzerte mit Orchester finden vor allem in den Kirchen statt und finden große Begeisterung bei den Zuschauern. Der Chor arbeitet zusammen mit berühmten Solisten aus Brno (Brünn), unter anderen Jarmila Hladikova, Daniela Strakova, Jaroslava Hylova, Anna Barova, Jarmila Hanickova, Zoltan Korda, Richard Novak, Ales Stava, und mit dem ausgezeichneten Orchester CZECH VIRTUOSI.
Von grossem Nutzen ist die Zusammenarbeit mit der Stimmberaterin Prof. Blanka Chladkova. Eine große Bereicherung ist auch die Zusammenarbeit mit Prof. Radovan Lukavsky bei vielen Konzerten, wo er die Worte der Meditation vorträgt. Ähnlich trägt auch die lange Zusammenarbeit mit dem Pianisten der JAMU Brno Jan Kral zu der Qualität bei.
Der „Gemischte Chor RASTISLAV“ besucht verschiedene Festivale in Tschechien und im Ausland, wirkt im Radio Proglas und im Tschechischen Fernsehen.
Vor dem Besuch des Papstes in Tschechien im 1995 fand in Oloumouc ein Festival der Sakralmusik statt, wo RASTISLAV das Schlusskonzert – Oratorium „Die Worte des Erlösers am Kreuze„ von Joseph Haydn singt.
Im Dezember 1996 singt RASTISLAV in einer Direktübertragung des Adentskonzerts aus Prag im Tschechischen Fernsehen und am Heiligen Abend sendet CT1 (Staatsfersehensender) ein Werk von Karel Stecker „Koleda“.
2002 feiert RASTISLAV seinen 140. Geburtstag. Der Höhepunkt war das Jahreskonzert am 26. Dezember.
Mit dem Beitritt der Tschechischen Republik in die EU verwirklicht RASTISLAV sein langzeitiges Projekt „Konzerte für Europa“. Der Chor bietet Konzerte in einigen Europäischen Staaten an, vor allem in Österreich, Deutschland und Italien.
Im Jahre 2003 muß RASTISLAV wieder einen neuen Proberaum suchen, nachdem er von seinem Saal gekündigt wurde. Gleichzeitig fällt ein wichtiger Sponsor weg. Trotz aller Schwierigkeiten hat RASTISLAV erfolgreich „Stabat Mater“ von Antonin Dvorak einstudiert. Im gleichen Jahr gelingt es auch eine CD von „Missa Domincalis“ von F. X. Brixi aufzunehmen.
Die Premiere von Stabat Mater am 27 Juni 2004 ist ein Erfolg. Auch die Probleme mit den Räumen sind am Ende gelöst. Der Chor kann ab August 2004 in der Gemäldegalerie der Stadt Blansko proben.
Im September 2005 hat RASTISLAV ein weiters Werk aufgenommen – Oratorium „Die Worte des Erlösers am Kreuze„ von Joseph Haydn, mit Meditationen durch Radovan Lukavsky (bedeutender tschechischer Schauspieler).
2006 muß RASTISLAV innerhalb von drei Monaten das Oratorium „Elias“ von F. M. Bartholdy einstudieren. Dies gelingt und das Werk wird in Hradec Kralove präsentiert. Bei diesem Konzert abrbeitet RASTISLAV mit dem Marktkirchenchor aus Wiesbaden zusammen. „Elias“ wird durch den charismatischen jungen Dirigenten aus Wiesbaden Thomas Frank dirigiert.
Im Juni hat der Chor die Weihnachtsmesse von J. J. Ryba „Hej, Mistre“ aufgenommen. Auch die finanzielle Seite hat sich ein wenig entspannt. Die Damen im Chor bekommen deswegen neue Konzertkleider und auch ein neuer Podest kann gekauft werden.
2007 hat RASTISLAV mit seinem originellen Kinderkonzert vielleicht eine neue Tradition angefangen. Einige Mitglieder bewiesen dabei auch ihren Talent als Schauspieler. Die Kleinen waren begeistert.
Ein Höhepunkt im Jahre 2007 werden zwei Konzerte mit dem Martkirchenchor aus Wiesbaden sein, einer in Deutschland, das andere in Tschechien. Das Werk – „Die Neunte Symphonie“ von L. V. Beethoven.
Europäisch bleibt RASTISLAV auch im zweiten Halbjahr, wo er zuerst nach Österreich, und dann nach Lichtenstein und Italien (Rom) fährt. Im Dezember feirt der Chor das 145. Jubiläum seines Bestehens.